Ja, die Empörung könnte nicht größer sein, denn der greise Rechthaber hat etwas getan, was im Land der Täter undenkbar ist und was mit der kollektiven Ächtung aller Anständigen in unserem Rechtsstaat leider nur symbolisch geahndet werden kann – Günter Grass hat mitten in der Aufführung laut gehustet, er hat die Choreographie gestört, hat die Akteure aus dem Takt gebracht, so dass es für einen Augenblick allen im Saal peinlich bewusst werden musste, dass dies nicht die Realität ist, der sie beiwohnen, sondern eine geschmeidige Inszenierung, in der jeder seine Rolle zu spielen hat.
Des alten Mannes Störung hat nun für Darsteller und Publikum die fatale Folge, dass später niemand behaupten kann, dass er sich arglos in der heilen Welt wähnte und auch nicht, dass er das Stück nicht verstanden hat. Denn natürlich ist es nicht an Grass, uns gute Demokraten zu belehren, gar eine Mitschuld einzureden, wo wir doch selbst beim Waffenhandel reinsten Gewissens und in Freiheit zur Verantwortung handeln.
Sollte sich nach dem von ihm befürchteten großen Knall der Pulverdampf noch einmal lichten, wäre es am SPIEGEL die Beweise aufzudecken, dass der Kriegsgrund womöglich ein konstruierter war. Fotografen wären in jedem Fall zur Stelle, wenn der Irre aus Teheran aus seinem Erdloch gezogen wird und natürlich wäre es keinem Grass, sondern allenfalls Margot Käßmann vorbehalten, im Nachgang laut darüber nachzudenken, ob Krieg nicht generell eine schlimme Sache ist.
Zur gegebenen Zeit würde Guido Knopp ein bildgewaltiger Mehrteiler liefern, in dem die pensionierten Haudegen von Mossad, CIA und BND vor knisterndem Kamin bereitwillig darüber Auskunft geben, wie sie das Kind geschaukelt haben und im Bundestag wäre es wahrscheinlich noch immer Angela Merkel, die an Jahrestagen in würdevoller Weise den Opfern auf allen Seiten unser tief empfundenes Mitgefühl bekundet.
Alles hätte seine Ordnung und niemand hätte sein Gewissen befragen müssen.
Verdammt, warum konnte dieser alte Sack nicht einfach seine Klappe halten?