Natürlich könnte man ein Gemälde einfach mit einem Lichtspot von außen bestrahlen, damit man es auch im Dunkeln betrachten kann. Millionen von Kunstgalerien und -museen inszenieren ihre Ausstellungen auf diese Weise. Der Künstler Maik Nowodworski wollte es anders.
Es war ihm, simpel gesprochen, „nicht genug“.Er wollte erreichen, dass die Geltung der Farben nicht verloren geht, auch wenn das natürliche Licht des Tages dem Dunkel der Nacht weicht. Dieser Wunsch hat ein leuchtendes Kraftwerk mit zweifachem Antlitz zum Vorschein gebracht. Je nachdem, ob man es mit oder ohne Hintergrundbeleuchtung anschaut, befindet man sich mitten in einem erstaunlichen Transformationsprozess. Man könnte süchtig danach werden, manch einer braucht diesen Moment und bestellt die leuchtenden Bilder bereits vor ihrer Fertigstellung direkt beim Künstler. Maik Nowodworski hat in seiner Jugend viel mit Graffiti, Zeichnungen und Fashiondesign experimentiert. Vor 13 Jahren kreierte er zufällig eine spielerische Fusion aus Farben und Gegenlicht. Das Resultat faszinierte ihn so sehr, dass er diese Herstellungsweise weiterentwickelte und heute auf 250 x 80-Zentimeter großen Lichtkonzept-Kunstwerken anwendet. Während des Prozesses arbeitet Nowodworski meist in verdunkelten Räumen. Dabei befreit er sein Inneres um viel Ballast, er malt, um der Welt mikroskopisch genau „das Tiefste seiner Seele“ zu offenbaren, sich auch auf seine düsteren Momente einzulassen, Angstgefühlen nachzugehen, um sie gleichsam als „Mutausbruch“ zu bewältigen und für immer festzuhalten. Seine künstlerische Arbeit bleibt nicht im Selbst stecken, sondern ist ebenso ein Medium, sich auch mit gesellschaftspolitischen Geschehnissen auseinanderzusetzen. Die größte Quelle für neue Inspirationen findet der Künstler jedoch in der Natur, ganz besonders im Wald. An die Empfehlung einer Kunstexpertin vor Jahren, aus wirtschaftlichen Gründen nicht länger als 20 Minuten pro Werk zu investieren, hält er sich freilich nicht. Denn manchmal ist er ein geradezu besessener Perfektionist und wenn er auch nach 40 Stunden noch nicht „fertig“ ist, macht er so lange weiter, bis das Ergebnis für ihn allein stimmig ist. Kreativität tickt nicht nach der Uhr und lässt sich nicht an vorgegebene „Zeitfenster“ binden. Zum Glück. Wie eine Bestätigung für Nowodworski erscheint dann auch die Tatsache, dass seine leuchtenden Collagen kürzlich im Rahmen eines deutsch-chinesischen Kulturaustauschs im Museum of Contemporary Art in Beijing (China) als gut dotierter Beitrag zu sehen waren. Zurzeit gibt es in Berlin die Gelegenheit, sich von dem Werk des Künstlers hypnotisieren zu lassen. Sie sind in der Galerie Schöne Weide ausgestellt – im Dunkeln, versteht sich. Im Gegensatz zu vielen anderen Ausstellungsorten, verfolgt der Schöneweider Galerist Michael Fritsch übrigens ein eigenes Konzept: Er stellt seine Räume mietfrei zur Verfügung, das ist künstlerfreundlich und schätzt auch Maik Nowodworski an der Zusammenarbeit mit der Galerie Schöne Weide sehr.
Ausstellung 21.8.2020 – 24.9.2020: „Mutausbruch“ – Lichtkonzeptkunst
Künstler:Â Maik Nowodworski
Ort: Galerie Schöne Weide
Adresse: Wilhelminenhofstraße 48 A, 12 459 Berlin
Öffnungszeiten:Â Donnerstag 12:00 – 18:00 Uhr, Freitag 12:00 – 18:00 Uhr, Samstag 12:00 – 18:00 Uhr