Doch Widerstand formiert sich, eine kleine Gruppe von Einzelhändlern, die Resistance der Gemüsefrauen, stemmt sich mit der ihr gegebenen Macht gegen diesen Verfall der Sitten und der Tradition.An diesem geschichtsträchtigen Ort erlebte ich den Abschied von der Ostmark, wo ehemals die Stasi feierte, triumphierten wir Sorglosen einer besseren Zeit entgegen. Das Come In zog mit preiswertem Kino, Musikveranstaltungen im Abseits des Mainstreams und kreativen Jugendprojekten Besucher aus der ganzen Stadt an. Und Klappe, die letzte Regie führte der Abrissunternehmer. Abgeschirmt vom Rest der Welt durch eine um Jahre herausgezögerte Barriere in Form einer unnötigen Baustelle wuchs aus dem Skelett des ehemaligen Stasigeländes ein neues, mächtiges Adlershof heran. Wie einst Dr. Frankenstein einzig der Zukunft und der Wissenschaft verpflichtet, begnügt es sich nicht damit, ein Stück von diesem oder von Johannisthal zu sein und beansprucht nun den Titel „Adlershof“ allein für sich. Auch das Fernsehen für Doofe gibt es jetzt wieder. Zurück im wahren Adlershof. Ich parke also den Wagen und bequeme mich zu Fuß weiter. Gerade habe ich das ehemalige Kino Capitol erreicht und erfrische mich mit einer Schale Frischobst von Freund Schramm, da fallen mir die vielen Baulücken zwischen all den vertrauten Gebäuden auf, die wirken wie ausgeschlagene Zähne in einem tadellosen Gebiss. Es scheint mir nur allzu wahrscheinlich, dass der alte Ortskern Stein um Stein abgetragen wird, um Platz zu schaffen für noch mehr immobilen Reichtum. Plänen zu folge, in die ich Einsicht hatte, ist beabsichtigt, Adlershof am Rand von Schönefeld unter dem Namen Geierwalde eins zu eins wieder aufzubauen. Das ist aber eine nette Geste. Wie weit kann man sinken. Erst verdrängt man die alten Berliner aus ihren angestammten Quartieren und weil Neubau billiger ist als Sanierung, verschiebt man einfach die Relationen und klaut sich den Namen von alten Ortsteilen. Peinlich, peinlich. Doch Widerstand formiert sich, eine kleine Gruppe von Einzelhändlern, die Resistance der Gemüsefrauen, stemmt sich mit der ihr gegebenen Macht gegen diesen Verfall der Sitten und der Tradition. Ich unterstütze diesen Kampf, Adlershof ist auch ein Stück meiner Vergangenheit. Zu diesem Zweck werde ich mein Gemüse wieder häufiger bei Herrn Schramm kaufen, sehe mir die guten Filme auch mit ein, zwei Wochen Verspätung im Kino Casablanca an und lass mir die Augengläser bei Hidde und Mietke anfertigen, auch wenn sie nicht billiger arbeiten können als der filiale Riese im Brillengeschäft. Mehr muss man gar nicht tun.
Vergangenes mit ohne Zukunft
Kiezspaziergang durch Adlershof
Portrait
Ein Mann, ein Wort
Foto: Sebastian Köpcke Mit diesem bildhaften Gleichnis ist das Berliner Fluglärmproblem anschaulich beschrieben. Die geistige Verottung der Verantwortungsträger kann man zudem...
Alfs Allerlei
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