Wildes Gewechsel

Das Wort „Wechsel“ wird häufig mit „Veränderung“ assoziiert.
Diese Assoziation ist aber längst nicht immer korrekt, zumindest nicht im Wortsinn. So ändert sich beim Wildwechsel am Wild selbst nämlich grundsätzlich gar nichts.

Ein Reh zum Beispiel, das erfolgreich die Straße überquert, ist auf der anderen Straßenseite niemals plötzlich eine Bache, sondern immer noch ein Reh. Von einer Veränderung am Tier kann man höchstens dann sprechen, wenn es einen schlechten Tag erwischt hat und kraftfahrzeugunterstützt von einem Moment auf den anderen zum Exreh wurde.

Weitaus weniger traurig lässt sich die Sache am Begriff „Ballwechsel“ veranschaulichen: wohl kaum irgendjemand wird jemals beobachtet haben, wie ein mehrfach hin- und hergeschlagener Tennisball unvermittelt zum Medizinball wurde. Beim Schriftwechsel bleibt’s immer Schrift, und auch ein Spurwechsel bewirkt keinerlei Modifikation an einer der Spuren. Verändern tun sich hier streng genommen jeweils nur begleitende Umstände.

Ebenso beim Machtwechsel; hier erfährt nicht zwangsläufig die Macht an sich einen Wandel, sondern vielmehr der Machtinhaber, womit man also eigentlich vom Machtinhaberwechsel sprechen müsste. Sofern irgendwer hierzulande überhaupt noch an so ein Szenario glaubt. Ein Gegenbeispiel ist der Wetterwechsel, bei dem sich das Wetter ja tatsächlich verändert. Es kann halt immer nur ein Wetter geben, auch wenn einem der Sommer 2017 zuletzt viel zu oft das Gegenteil weiszumachen versuchte.

Allen Lesern einen schönen Monatswechsel wünscht
Maulbeermeia


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