+++ Lasst uns kriegstüchtig werden +++

Deutsche Tagespolitik bis zum Ende gedacht
Erstveröffentlichung am 04.12.2023
Ein amerikanischer Hubschrauber kreist über der Shilouette des zerstörten Berlins
Illustration: Sebastian Köpcke

»KIESEWETTER! K I E S E W E T T E R ! K I I I E S E W E T T T E RRR !!!«

»Was ist denn los? Wo brennt‘s denn?«

»Ja hörst du nichts? Siehst du nichts? Merkst du nichts?«

»Es ist etwas verqualmt und riecht ein wenig angebrannt, weil Agnes seit Stunden ihre Beraterverträge verfeuert und immer, wenn es draußen knallt, wackelt hier unten die Lampe.«

»Die Lampe wackelt? Tatsächlich? Na dann spring mal rüber ins Hauptquartier und sag Bescheid: Der Feind steht vor der Tür und wir können uns nicht mehr lange halten.«

»Also echt jetzt Boris, ist das dein Ernst? Warum ich? Warum schickst du nicht Röttgen, Roth oder Nouripour?«

»Für dich bin ich immer noch der Genosse Verteidigungsminister! Und wolltest du nicht der Erste sein beim Sterben?«

»Wie kommst du denn darauf? Ich habe gesagt, wir müssen bereit sein, aber WIR meint in dem Fall natürlich ihr, also die, aber doch nicht ich!«

»Was macht denn der Kiesewetter noch hier?«

»Boah, die Alte geht mir auf die Nerven!«

»Das habe ich gehört, Roderich. Ich bin alt, aber noch nicht taub.«

»Keine Sorge, Agnes, der ist gleich weg. Also los, Kiesewetter. Und bestell dem Olaf einen Gruß, wir brauchen dringend Verstärkung, schwere Waffen, warme Decken, Bargeld in Koffern oder wenigstens ein paar Tüten Erdnussflips!«

»Es war wohl doch keine so gute Idee, die Ricarda zum Küchendienst einzuteilen.«

»Auf deine misogyne Sprüchne hab ich gradne gar keine Lustne!«

»Echt jetzt, Roderich, deine dummen Sprüche helfen uns wirklich nicht weiter. Die sind frauenfeindlich, unsolidarisch und unproduktiv.«

»Danke, Robert, aber wegen dir Pfeife sitzen wir doch hier unten in der Scheiße und müssen nicht nur hungern, sondern auch noch frieren!«

»Meine Industriewende bot Zerstörung ganz ohne Krieg, und dass der Klimawandel für kalte Winter sorgt, habt ihr alle vorher gewusst!«

 

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»Schnee von gestern. Diese Diskussion können wir uns nun wirklich sparen. Die Einschläge kommen immer näher! Wo ist eigentlich der Lindner? Den hab ich seit Tagen nicht mehr gesehen.«

»Der wollte durch die Kanalisation einen Ausbruch wagen, um frische Kräfte heranzuführen und den Materialnachschub zu koordinieren.«

»Der Glückspilz, hoffentlich hat er es bis Sylt geschafft.«

»Lauterbach wird auch vermisst, nachdem er sich mit seinem Impfbus bis an die vorderste Linie durchgekämpft hat. Merz ist mit seinem Flugzeug auf und davon. Zum Söder, in die Bergfestung.«

»Und unsere glorreiche Außendienstlerin?«

»Nachdem sie versehentlich der ganzen Welt den Krieg erklärt hat, blieb sie gleich beim Boss in Washington. Es heißt, sie gibt Sprachkurse am Goethe-Institut und hält Vorlesungen zum Völkerrecht.«

»Genosse Verteidigungsminister, ich habe eine verdächtige Person aufgegriffen! Wollen wir sie füsilieren?«

»Jetzt mal nicht so übereifrig, Norbert. Wen hast du denn erwischt?«

»Die war sehr in Eile und meinte, sie wolle zum Lanz. Doch der ist ja schon am ersten Tag zum Feind übergelaufen und talkt seither für das Internationalkomitee Freies Deutschland.«

»Na wen haben wir denn da? Das gibt‘s doch nicht! Das ist ja unser  Hofreiter! Sag mal, Anton, wo willst du denn hin – in Frauenkleidern?«

»Antonia bitte. Und ja, ich muss hier raus. Ich halte es nicht länger aus mit euch groben kriegslüsternen Kerlen.«

»Willst du mich verarschen, Anton? Zieh dich um und dann sieh zu, dass du noch ein paar Getränke auftreibst. Bevor hier der letzte Vorhang fällt, sind wir sonst alle längst verdurstet.«

»Ruhe! Seid doch mal still. Hier klingelt doch irgendwo ein Telefon!«

»Yes! Very well. I am understand. Yes, we are happy! Yes, we go!«

»Und?«

»Wir sind gerettet! Klappe halten, Schuhe aus und leise mir nach! Wir nehmen die hintere Treppe, denn es ist sicherlich nicht Platz für jeden. In fünf Minuten landet ein amerikanischer Hubschrauber auf dem Dach!«

Eine Stunde später im Radio ...

»Liebe Bürgerinnen und Bürger, hier spricht Ihr Karl Lauterbach.
Wenn auch das Alte niedergerissen ist, dürfen wir doch nicht glauben, dass unsere Aufgabe getan sei. Wir müssen alle Kräfte anspannen, um eine Ordnung des Friedens, des Glücks und der Freiheit zu errichten. Mir wurde die Verantwortung in die Hände gelegt, gemeinsam mit Ihnen diesen schweren Neuanfang zu wagen, und ich darf Ihnen versichern, dass mir auch in Zukunft Gesundheit und Wohlergehen von Ihnen allen ganz persönlich am Herzen liegen.«


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