Es heißt, wir leben im materiellen Überfluss.
Warum sind in unserer Kultur trotzdem immer mehr Menschen, immer unzufriedener? Warum macht uns Geld immer noch nicht glücklich? Darüber hat sich auch schon meine Mutter gewundert wenn sie mich früher fragte: „Ich weiß ned warum du dich beschwerst, du hast doch alles.“ Vielleicht hängt es mit der Annahme zusammen, dass wir glauben, dass Zufriedenheit aus Überrfluss entspringt und dass Überfluss etwas ist, was wir mit einem „Mehr von Etwas“ verbinden. Dabei ist es genau umgekehrt.
Stellen Sie sich eine Quelle vor, die aus der Erde sprudelt. Überfluss im wahrsten Sinne des Wortes. Interessanterweise wird diese jedoch gerade dadurch zur Quelle, dass sie sich leert. Es ist das ständige Loslassen und Freigeben des nachströmenden Wassers, welches das Fließen, den „Über- fluss“, erst möglich macht. Der Gedanke, eine Quelle würde ihr Wasser horten und für sich behalten, erscheint widersinnig. Zudem würde der Fluss versiegen.
Vielleicht kann uns dieses Bild, auf unser Leben übertragen, etwas lehren? Wie wäre es damit: Überfluss ist nicht das Hinzufügen, Ansammeln und Festhalten sondern kommt durch das Loslassen, Leeren und Teilen. Wirklicher Überfluss unterliegt nicht unserer Kontrolle, denn das was da fließt ist nicht beein“fluss“bar. Wenn wir uns selbst leeren würden und lernen würden loszulassen, könnte die Kraft, die die Quelle speist, durch uns (über-) fließen. Und schließlich: Damit mehr im Fluss, wären wir zu- „Frieden“- er.
Eine Blick auf unser Konsumverhalten macht deutlich, wie sehr wir uns von unserem inneren „Über“-Fluss abgeschnitten haben, wenn uns die Trommeln des Konsums in die Tempel der Kompensation (von manchen auch Shopping- Malls genannt) rufen um den Göttern eines missverstandenen Seelenfriedens zu huldigen. Unser kultureller Herdentrieb macht uns glauben, dass „mehr haben“ auch glücklicher macht doch während wir uns mit Konsumgütern todschmeißen könnten, hungern wir innerlich nach etwas, was unser Leben wirklich erfüllt. Weder Unterhaltungselektronik noch neueste Damenmoden sind eben längerfristig sinnstiftend. Die Halbwertszeit des Hochgefühls des Kaufens ist gering. Tatsächlich sind die Mechanismen des „Mehr- Haben- Wollens“ dieselben wie die der Sucht: Ein (inneres) Loch zustopfen, weil wir den Kontakt mit der Quelle (in uns) verloren haben. Wir alle tun das zu einem gewissen Maße und wir alle zahlen den Preis mit ein wenig unserer Lebendigkeit.
Doch wir haben wir es selbst in der Hand uns wieder mit unserer Quelle zu verbinden. Unsere stärkste Verbündete hierbei ist die Kraft des „Nein“. Eine Meisterschaft des Lebens besteht darin, unser „Nein“ so zu verwenden, das es die Beziehung zu uns selbst bejaht. „Nimm an was kommt und weiße zurück was möglich ist“ kann eine Affirmation sein, die uns in Kontakt mit dem Überfluss, der in uns existiert, bringt. Im Alltag sind es dann freilich oft die kleinen „Neins“, die den Unterschied machen, bspw. beim Schoki- und Chipsfuttern vor der Glotze oder beim Lustshoppen im Forum. Die Erfolgskontrolle ist einfach: „Fühle ich mich wirklich genährt oder eher eklig und krank?“ „Bin ich gestärkt und in meiner eigenen Kraft oder fühlt sich das irgendwie schal an?“ „Spüre ich mich in Kontakt mit dem Überfluss in mir oder warte ich noch immer, dass die Welt mir noch mehr anbietet?“
Mit Blick auf Weihnachten wünsche ich Ihnen überfließende Tage,
Ihr Beant S. Hergo
Die Kraft des „Nein“
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