Santa is watching you

Es ist manchmal nicht leicht ein Kind zu sein. Ständig soll man sich beeilen, sich alleine anziehen, beim Tischdecken helfen, immer schön Obst und Möhrchen essen, tausend Minuten Zähne putzen und und und... Aber das Schwerste von allem ist: Man soll die Wörter mit "K", "Sch" und diversen anderen Anfangsbuchstaben nicht sagen. Weil das angeblich der Weihnachtsmann mitbekommt und dann keine Geschenke vorbei bringt. Oder nur ein ganz kleines. Wenn das stimmt, dann wird dieses Jahr gähnende Leere unter unserem Weihnachtsbaum herrschen. Dabei wünscht sich das Kind ganz dringend eine elektrische Eisenbahn und Einhorn-Bettwäsche - aber bitte nicht irgendeine, sondern genau die, die auch Luise hat. Tja. Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Der Weihnachtsmann, habe ich versucht zu erklären, hat erstens waaahnsinnig viel zu tun in den Wochen vor Weihnachten; der kann nicht alle Wünsche erfüllen. Und zweitens kennt sich der alte Mann mit der aktuellen Mädchen-Bettwäsche-Mode wahrscheinlich nicht aus. Doch nachdem die Kita-Gruppe kürzlich nach Himmelpfort gefahren war, um höchst persönlich ihre Wunschzettel im Postamt des Weihnachtsmannes abzuliefern, wurde ich eines Besseren belehrt. Es stellte sich nämlich heraus, dass der alte Herr gerade nichts Besseres zu tun hat, als den lieben, langen Tag mit Kita-Kindern aus Berlin und Brandenburg Plätzchen zu futtern. Die ganze Arbeit hat der Alte anscheinend an diverse Versandunternehmen outgesourct. Ganz schön riskant! Wir erinnern uns vage an die Streiks im letzten Jahr. Ob der Weihnachtsmann wohl an die Tariflohn-Wünsche der Geschenke-Bringer-Branche gedacht hat? Kann sein, dass der Postmann statt zweimal dieses Jahr keinmal klingelt. Dann könnte man endlich wieder Geschenke selber stricken, töpfern und basteln, so wie früher. Und sich überhaupt mal auf die wahren Werte jenseits des schnöden Mammons besinnen. Auf Frieden zum Beispiel. Für die Stadt. Für den Erdkreis. Für alle Menschen. DAS wäre ein Segen...!

Editorial

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