Bis zum Horizont

„Wie weit ist es bis zum Horizont?“, fragte einst Knorkator, Deutschlands meiste Band der Welt. Da sie auch Deutschlands schlaueste und serviceorientierteste Band der Welt sind, lieferten sie sowohl den Rechenweg als auch die Antwort gleich mit, und das Ergebnis lautete 4650 m.
Kürzlich war ich übermütig und plante, mich nach einer Ewigkeit der Bewegungsabstinenz mal wieder im Laufsport zu üben. Wenigstens einmal bis zum Horizont, das war das Minimalziel. Je näher das Vorhaben rückte, desto weniger glaubte ich daran, die knorkatorisch errechnete Distanz in einer Art und Weise bewältigen zu können, die alle Läufer dieser Welt nicht zutiefst beleidigt. Aber ein Mann, ein Wort, und so ging es an einem recht heißen Sonntag also los. Vom Startpunkt aus waren es etwa 850 m bis zu einer Wand aus gut bewachsenen Bäumen, die ich, hätte ich es mir leicht machen wollen, gut als Horizont hätte bezeichnen können. Dort im (erwartungsgemäß) unterdurchschnittlichen Lauftempo und (ebenso erwatungsgemäß) schwer japsend angekommen, stellte ich jedoch fest, tatsächlich noch am Leben zu sein und mich gerade noch in einer halbwegs würdevollen Art und Weise fortzubewegen. So lief ich zunächst weiter und ging wenig später in ein Schlurfen über, bis ich zuletzt schließlich nahezu kroch. Laut App-Auskunft bis zum Minimalziel. Maximal Erschöpft, aber auch glücklich. „Hinterm Horizont geht’s weiter“, hörte ich Udo Lindenberg im Geiste säuseln. An jenem Tag hatte er unrecht. Mit dem Maulbeerblatt geht’s auf jeden Fall weiter. Allerdings erst Anfang September. Bis dahin grüßt der Maulbeermeia

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