Sylvia Tammer ist Unions ständige Vertretung im Forum Köpenick. Dass es dort im Untergeschoss einen Fanshop gibt, der gut läuft, beruht ganz wesentlich auf ihrer Arbeit. Sie hat den Laden mit aufgebaut und weiterentwickelt. In ihrer Verantwortung liegen Abrechnungen und Inventuren, sie erstellt die Dienstpläne, arbeitet aber auch im Verkauf. Das ist nichts, was man alleine schafft. „Schreib ja was über das Team“, gibt Sylvia mir denn auch mit auf den Weg. Das ist ihr wichtig.
Aber fangen wir ruhig mit dem Anfang an. 2008 kam mit Upsolut ein Vermarkter zu Union, der nach einer Empfehlung für die neu zu besetzende Stelle der Fanshopleitung fragte. „Da hat man sich an mich erinnert“, sagt Sylvia, deren ursprünglicher Arbeitsplatz bei Union dem Abstieg in die Oberliga zum Opfer gefallen war. In der Zwischenzeit hatte sie gelegentlich ausgeholfen, trotzdem sie anderswo beschäftigt war. Keine untypische Laufbahn bei Union. Wer einmal dabei ist, bleibt. Notfalls ohne Geld, oft ehrenamtlich – und immer in Abhängigkeit vom Erfolg der 1. Herrenmannschaft. Gegangen ist sie damals schweren Herzens. Als sie wiederkam, stand sie zunächst gemeinsam mit einer freien Mitarbeiterin und einer Schülerin abwechselnd im Laden und im Jahn-Sportpark. Kein Vergleich zu dem, was heute Unions Merchandise ausmacht. Der Laden ist gewachsen, im Verkaufsteam sind gut 14 Leute beschäftigt. Der Jahn-Sportpark muss glücklicherweise nicht mehr beliefert werden.
Ihr Büro nennt Sylvia liebevoll „Büröchen“ – und das ist es auch. Eine Nische im Lager, per Stellwand abgetrennt. Ein Stuhl, ein Tisch, ein Monitor. An der Wand sind Fotos von ihrem Sohn. „Hier sitze ich fast den ganzen Tag.“ Sonne und Fußballspiele sind die zwei Dinge, die sie dabei nicht so häufig sieht. „St. Pauli war mein erstes Spiel diese Saison. Ansonsten sehe ich höchstens mal fünf oder zehn Minuten am Ende des Spiels. Spieltage sind Hauptverkaufstage.“ So ganz schlimm findet sie das aber nicht. „Man könnte es ab und an so organisieren, dass mich am Spieltag Karsten im Fanshop vertritt und ich dann auch mal ein Spiel gucken kann. Ich sitze aber in der Woche fast den ganzen Tag im Büro, ich brauche auch den Kundenkontakt, die Fannähe. Das habe ich nur am Spieltag, da stehe ich mit im Verkauf.“ Die Verkaufstage haben ihr schon immer am meisten Spaß gemacht. Das lockere Gespräch, Vorfreude vor dem Spiel, das Kribbeln, die Spannung. „Da bin ich lieber hier. Nicht nur, weil die Verantwortung dann besonders hoch ist, sondern auch für mein persönliches Wohlbefinden, um nicht im Büro zu versauern.“
Sylvia macht sich viele Gedanken darüber, wie man Dinge besser machen kann. Und jawohl, es gibt sie wirklich: Die Wunschliste der Fanartikel, die es geben sollte, aber noch nicht gibt. Damenstrickjacken stehen darauf, Shirts für Auswärtsfahrer, eine iPhone-Hülle und sogar eine Luftmatratze. „Unser Hauptwunsch ist es, dass die Streetwear noch tragbarer wird.“ Ein richtig schöner Ledergürtel würde ihr gefallen. Ein Thermobecher für unterwegs. Jemand hat mal einen Torsten-Mattuschka-Wackel-Elvis vorgeschlagen – eine Idee, mit der sie sich sofort anfreunden kann. „Wir haben vieles umgesetzt, was Fans vorschlagen, soweit das machbar ist.“ Es gibt die Überlegung, im Fanshop eine Box aufzustellen, in der solche Wünsche gesammelt werden können.
Wie für sie der perfekte Fanshop aussähe? Sylvia kräuselt die Nase, überlegt eine ganze Weile und lächelt. „Während der Laden hier gebaut wurde, hatten wir ein Ausweichbüro direkt auf der Haupttribüne. Das war dort, wo jetzt die Presse sitzt. Herrlich! Da so ein Büro zu haben, auf den Rasen zu gucken, Tageslicht, große Fenster. Also, mein Büro hätte ich gerne da – und den Fanshop kurz daneben.“ Weil Sylvia aber realistisch ist, fügt sie gleich hinzu, dass sie sich einen Laden „im Wald“ allein nicht vorstellen kann. Den Standort im Forum brauche man schon, die Zahlen sprechen dafür. Aber als zweiter Fanshop an den Spieltagen wäre ein Standort in Stadionnähe gut.
Was fehlt? Ein Torsten-Mattuschka-Wackel-Elvis!
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