„Soulbutler“ in der Kunstanstalt Berlin

Masken ablegen, Glaubenssätze entkräften, sich aus dem „inneren Knast“ befreien. Das sind die Themen, die sich Anja Schweinbenz mit ihrer Kunst vorgenommen hat.
Eigentlich ist sie Modedesignerin. Ein vielseitiges und kreatives Handwerk, könnte man meinen. Doch in der Art, wie Mode meistens entsteht, sah Anja Schweinbenz immer öfter Grenzen: Grenzen, die das Material und die Schnitte mit sich brachten. Aber auch das globale Geschäft mit der in Massenproduktion hergestellten Textilien grenzt ein - sowohl die Designer und die Produzierenden als auch die Käufer.
Foto: Kathrin Ritter
Die Ent-Täuschung darüber, dass in der modernen, globalisierten Welt etwas verloren gegangen ist, nämlich „das Handwerk und die Kunst, etwas mit Liebe und Herz zu erschaffen“, saß tief. „Upcycling, Recycling, das ist die einzige Möglichkeit, nicht im eigenen Dreck zu ersticken!“, findet Anja Schweinbenz. „Ich möchte nicht nur des Geldes wegen tätig zu sein, sondern weil es mir Freude macht, etwas entstehen zu sehen“, beschreibt die Designerin ihre Motivation künstlerisch tätig zu werden. Bei ihr hat der Frust kreative Energien freigesetzt: Frei, unbefangen und intuitiv hat sie sich an die Arbeit gemacht. Entstanden sind bedruckte Leinwände, Bühnenkostüme, Masken, Plastiken, Skulpturen aus Stoff uvm. Das Ergebnis ist bunt, märchenhaft, verstörend, hysterisch.
Ausstellung und Finissage Öffnungszeiten: Mi, 30.10., 16-19 Uhr /// Fr., 1.11., 14-18 Uhr /// Sa, 2.11., 20-23 Uhr (Finissage)
  Auch Mode spielt in der Ausstellung eine Rolle, allerdings nicht im gewohnten Muster. Dem Gedanken von „Kraftkleidung“ folgend, hat Anja Schweinbenz „Souljackets“ entworfen. „Die Anfertigung einer Souljacket ist keine klassische Anfertigung. Für die Anpassung einer solchen äußeren Hülle sollte man wie zu einem Schamanen oder Heilpraktiker gehen. Maß genommen wird auch auf der energetischen Ebene. Wenn sich jeder von seinem Souljacketmaster, im Idealfall aus persönlichen Dingen, eine Hülle im Einklang mit dem wahren Selbst machen ließe, das wäre keine Massenfertigung in unserer Wegwerfkultur. Es wäre nachhaltiger als mal eine Plastiktüte weg zu lassen. Aber dafür gilt es Glaubenssätze zu überwinden! Auferlegte Masken abzulegen und sich aus dem eigenen Knast zu befreien!“

Die „Soulbutler“ in der Kunstanstalt Köpenick

Kraftvolle Masken, Figuren, Bilder eingesperrt in offene Gefängniszellen: Für ihre Ausstellung hat sich Anja Schweinbenz einen außergewöhnlichen Ort gesucht. Die Kunstanstalt ist alles andere als eine klassische Galerie. Die ehemalige Haftanstalt des Amtsgerichtes Köpenick (Baujahr 1898) wird beherrscht von bedrückend engen Zellen und langen Gängen. Der Putz blättert von den Wänden. Überall wird das Bedürfnis nach Ausbruch fühlbar. Die ehemaligen Hafträume bieten heute Kunst- und Kulturschaffenden dank des ehrenamtlichen Engagements des Vereins KuKuK Berlin e.V. ungeahnte Freiräume. Der gemeinnützige Verein freut sich über Spenden.
Kontakt Anja Schweinbenz a.schweinbenz@gmx.de /// insta anschin.san /// Tel.: 0179/ 2424115
Kontakt Kunstanstalt Berlin (KuKuK Berlin e.V.) info@kukuk-berlin.de /// Matthias Schlesinger /// Tel.: 0173/ 5436073

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