Operette im neuen Gewand

Danilo-lebendDas Deutsche Nationaltheater Fritzenhagen

Sie wollen Operetten anstatt die „Oper retten“ – das ist das Anliegen der beiden Künstler Peter Waschinsky und Mario Ecard. In ihrem Kammer- Schauerspiel „Das Phantom der Operette“ stellt Mario Ecard dem Publikum ein buntes Potpourri an Operettenmelodien in einer bizarren Geschichte vor. Er tritt als Phantom, Butler, Prinz Danilo oder Königin der Nacht auf und unterhält mit Gesang, Parodie und Puppenspiel. Die Geschichte, die ihm Peter Waschinsky auf den Leib geschrieben hat, strotzt vor Absurdem und Skurrilem. Sperrmüll wird kunsthandwerklich verarbeitet, zu einem Bühnenbild arrangiert und liefert die passende Kulisse. Das Ganze ist zu sehen im Deutschen Nationaltheater Fritzenhagen, dem idyllischen Pavillon des Restaurants „Weiße Villa“ am Müggelsee.

Dort, in Friedrichshagen, ist die Heimat von Waschinsky und Ecard. Gemeinsam wollen sie hier die Tradition des Wohnzimmertheaters wieder aufleben lassen. Das Stück beschreiben sie selbst als „Gesamtkunstwerk“, das sie auch entsprechend vermarkten. Ihre selbst entworfenen Plakate, die sie mit aufgeklebter Rose und Königskrone verschönert haben, stechen an den Straßenkreuzungen ins Auge.

Mario Ecard ist gelernter Sänger und tritt sonst als Comedian auf. Gereizt an diesem Projekt habe ihn die Interaktion zwischen Schauspieler und Publikum, aber auch die Enge und Intimität, die eine solche Kleinkunstaufführung mit sich bringt, sagt Ecard. Für einen Schauspieler sei es ein großer Unterschied, für den dritten Rang zu spielen oder für eine einzige erste Reihe. Auch für den Zuschauer ist es ungewohnt, dem Schauspieler so nah zu sein. Jede Regung im Gesicht, jeder Schweißtropfen auf der Stirn ist zu erkennen. „Hier bist Du immer dran und siehst das Handwerk.“

Peter Waschinsky, in der DDR als Puppenspieler bekannt und umstritten für seine genreübergreifenden Aufführungen, meint augenzwinkernd: „Ich gehöre zur Generation der Halbintellektuellen, die Operette natürlich ablehnt. Das ist ja so eine „Oma-Kultur.“ Allerdings kann er sich an eine Operettenaufführung der „Schönen Helena“ aus den 60er Jahren erinnern und die damals gehörten Melodien mühelos vorsummen. „Das hat mir gesagt, dass an dieser Musik doch sehr viel mehr sein muss.

Aus seiner Erfahrung berichtet er, dass gerade an kleineren Theatern die Operette stiefmütterlich behandelt werde. „Die Leute wollen Operette, aber die Theaterleitung will Großkunst, mit der sie das deutsche Feuilleton beeindruckt.“ Oft sei es in der Kunst so, dass ein Metier eine Zeitlang in den Hintergrund rücke und fast vergessen werde, um dann mit neuen Impulsen wieder hervorzutreten. „Vielleicht ist jetzt gerade die Operette dran.“ Auf jeden Fall wieder ab dem 17. September, immer donnerstags, in Friedrichshagen.


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