Was jedoch bleibt, ist ein ernüchterndes Resümee zum Jubiläum unseres schönen Randbezirks und die Frage, ob die Zeit der Umzüge und Paraden nicht doch längst vorbei sein sollte. Wie ferngesteuert winkte Gabi Schöttler, ihres Zeichens geheime Stilikone, in die Massen. Was hier an Kreativität und Innovation gespart wurde, machten Lärm und dicke Luft wieder wett. Schwindel erregend waren an jenem Samstag lediglich die luftigen Höhen, in denen man auf Diesel betriebenen Karren durch die Bahnhofstraße schunkelte. Die fehlende Qualität machte auch die unzählbare Masse an Variationen des verschmitzten, diebischen Schuhmachers nicht wirklich wett. Dennoch verbreitete er wenigstens etwas Historisches zwischen den wild wirbelnden Tanzgruppen in goldenen Tutus, Ost-Hörfunk-Legenden und Moderatoren in Glitzeranzügen, dröhnendem Baugerät und etwas ranzigen, Flyer verteilenden Schreckgespenstern mit Rasseln. Im lückenlosen, zügig vorwärts stoßenden Getümmel kamen jedoch weder die wenigen kostümierten Gestalten noch die spärlich bekleideten Waschweiber im Zober zur Geltung.
Vielleicht lag es an der Lethargie der Köpenicker selbst oder an der mangelhaften Öffnung der Parade für den Otto-Normal- Bürger, aber ein gemeinschaftlicher Festumzug könnte mehr sein als Promoplattform für ansässige Firmen und Rummelbudenbesitzer. Auf diese griff man wie gewohnt zurück und zelebrierte die ewige Leier auf Bühnen rund um die Altstadt. So leicht kann Unterhaltung sein. Hoffen lässt hier einzig und allein die anstehende Neuausschreibung des Festausrichters in Köpenick.
Wer Köpenick von seiner netten Seite kennen lernen wollte, hielt sich südlich der Müggelheimer Straße. Liebevolles Kunsthandwerk und Kleinkrämerei mit Charme trafen hier zum 14. Kiezer Sommer auf die Akteure der hiesigen Kulturszene, die mit feinster Musik und allerlei Spielerei für Groß und Klein den Tag abseits vom Jubiläumsbombast doch noch unvergessen machten.