Adolf Sommerfeld und die Köpenicker Synagoge

Vorschau auf den Vortrag der Referentin Dr. Celina Kress am 09.11. in Köpenick
Erstveröffentlichung am 01.09.2020
1986 wurde bei Bauarbeiten in Köpenick ein besonderes Fundstück aus der Spree geborgen. Es handelte sich um ein stark verrostetes Tora-Schild aus der ehemaligen Köpenicker Synagoge in der Freiheit 8. Der Kultgegenstand war in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 von SA-Männern geraubt und in der Spree versenkt worden.
Die Köpenicker Synagoge in der Freiheit
Die Synagoge der Jüdischen Gemeinde von Köpenick in der Freiheit 8 /// Postkarte um 1910
Zum Zeitpunkt der Novemberpogrome, als auch die Synagoge in Köpenick geplündert und gebrandschatzt wurde, war ihr Erbauer Adolf Sommerfeld (1886 – 1964) bereits emigriert. Der jüdische Bauunternehmer war früh ins Visier der Nationalsozialisten geraten, wurde enteignet, bedroht und vertrieben. Bis zum Kriegsende lebte er als Andrew Sommerfield in Palästina und England. Erste Projekte Sommerfelds waren die Erweiterung des Kaufhauses Wertheim (1912) und der Umbau des Festsaals der Kroll-Oper (1927). Im heutigen Treptow-Köpenick baute er vor dem Ersten Weltkrieg zahlreiche Industrieanlagen. Die „Waldsiedlung Onkel Toms Hütte“ (1926 – 1931) der Architekten Bruno Taut sowie Hugo Häring und Otto Rudolf Salvisberg gehört zu seinen bekanntesten Projekten des Neuen Bauens. Im Berliner Südwesten setzte er die Idee der modernen, funktional gegliederten und suburbanen Stadt konsequent um. Die am 25. September 1910 eingeweihte Synagoge war eines von Sommerfelds ersten Bauprojekten. Das zur Straße hin gerade einmal 11,5 Meter breite neoklassizistische Gebäude bot 286 Personen Platz. Aus den Bauakten geht hervor, dass Sommerfeld die Bauausführung und Bauleitung für den Neubau innehatte. Unbekannt ist hingegen, von wem die Entwürfe stammen. Im Zweiten Weltkrieg von Bomben beschädigt, wurde die Synagoge nach 1945 vollständig abgetragen. Seit den 1990er Jahren wächst das öffentliche Bewusstsein für die Geschichte der Jüdischen Gemeinde von Köpenick und ihrer Synagoge. Ab dem 23. August 2020 zeigt das Jüdische Museum Berlin das eingangs erwähnte historische Tora-Schild aus Köpenick. Es ist dort zusammen mit weiteren im November 1938 geraubten oder zerstörten jüdischen Kult- und Alltagsgegenständen in der neuen Dauerausstellung zu sehen.
Bitte beachten Sie die ggw. Einschränkungen für Veranstaltungen in Berlin! Am 09.11.2020, 19:00 Uhr veranstalten die Museen Treptow- Köpenick einen Vortrag über Adolf Sommerfeld mit der Architektin und Planungshistorikerin Dr. Celina Kress als Referentin. Der Veranstaltungsort wird demnächst bekannt gegeben.

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