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Foto-Album-Projekt für das Deutsche Historische Museum
„Private Fotografie in Ostdeutschland 1980-2000“ heißt ein Fotoalbum- und Dokumentations-Projekt, das noch bis Ende des Jahres im wahrsten Wortsinn entwickelt wird. „Zeigen Sie uns Ihre Bilder! Jugendweihen und Ostseereisen, Demonstrationen und Kleingärten, Republikgeburtstage und Weihnachtsfeste, das neue Auto und der letzte Arbeitstag“ heißt es in dem Aufruf von Kurator und Kunsthistoriker Friedrich Tietjen und der Kunsthistorikerin Sophie Schulz.
Für das Projekt werden Fotoalben und Bilder aus den Jahren zwischen 1980 und 2000 gesammelt und untersucht. Brüche, aber auch Kontinuitäten auf persönlicher, biografischer und familiärer Ebene vor und nach dem Mauerfall 1989 /90 werden in den Bildern erhofft. Gesucht werden Fotoalben oder Fotokisten und die zugehörigen Geschichten, das gerahmte Hochzeitsbild wie der halbe Meter Fotoalben.
Was finden wir unter dem Tisch?
Foto: Urheber unbekannt
Ein solches Projekt hat der Fotodokumentar vor zwei Jahren schon einmal in Wien für das Museum für Volkskunde, gemeinsam mit Herbert Justnik durchgeführt. Es ging um Wien zwischen 1930 und 1950.
„Wir haben hunderte Alben angeschaut. Das Spannende war, dass sich die Motive über die Jahre nicht verändert haben.“
Die Grundfragen seien gewesen, wie sich private Biografie zwischen den Brüchen der Weltgeschichte in der privaten Fotografie widerspiegelt, ob man in den Bildern von 1938 den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, den Kriegsausbruch oder 1945 das Kriegsende in den Bildern sähe. Man sah es in den Bildern nicht.
„Die drei Hauptthemen der Fotoalben jeder Zeit sind Kinder, Urlaube und Feste.“
Selten werde der Alltag abgebildet, so Friedrich Tietjen. Selten werde Arbeit fotografiert, ob am Fließband oder am Schreibtisch. „Mich interessieren solche Lebensformen und ich mag die Wiederholung, den Unterschied in der Wiederholung.“ Doch es geht nicht nur um die Bildinhalte, sondern auch um die Praktiken: wer hat wann und wen und was fotografiert? Wie wurden die Bilder vervielfältigt und aufbewahrt? Wer hat sich die Bilder anschauen können, und wie wurden sie verteilt? Und auf der anderen Seite geht es um Utopisches, da wird das gute Leben abgebildet, dass man gern täglich hätte.“ Der Gewinn der Interviews sei auch die Praxis der Fotografie und deren Dokumentation in Fotoalben. „So ähnlich die Bildmotive sind, so unterschiedlich sind die Praktiken, diese Bilder zu zeigen, darüber zu reden, sie aufzubewahren. Uns interessiert, warum überhaupt jemand fotografiert, wer die Alben anfertigt, wer sie zu Gesicht bekommt.“ Viele machten die Bilder für sich, viele schauen sich die Bilder alleine an, manche schauen oft ihre Alben an. „In Wien hatten wir nur die Alben ohne Zeitzeugen. Die Qualität jetzt ist, dass die Menschen ihre eigenen Bilder zeigen und die Geschichten dazu selbst erzählen können.“ Es wird neben den beiden Terminen in Berlin, u.a. in den Reinbeckhallen, noch etwa zehn Termine in Rostock, Greifswald oder Kloster Veßra, also in Orten der ehemaligen DDR geben. „Worum geht es uns im Moment? Wir wollen Bilder und Alben sammeln und dokumentieren und . Sicher ist der beste Platz in der Familie. Doch der zweitbeste Platz ist das Deutsche Historische Museum. Dort geht es um den Aufbau einer Sammlung privater Fotografie. Und alle geführten Interviews werden den Bildern hinzugefügt. Für diese Gespräche werden Menschen eingeladen, ihre Fotoalben mit den Mitarbeitern des Projektes anzuschauen und die Geschichten dazu zu erzählen. Diese Gespräche werden aufgezeichnet und die Videos dann mit den digitalisierten Alben in der Sammlung des Deutschen Historischen Museums (DHM) in Berlin archiviert.
Das Projekt wird von der Stiftung Reinbeckhallen Sammlung für Gegenwartskunst getragen und ist mit Mitteln der Bundestiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert. Das Deutsche Historische Museum ist Projektpartner.

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