Der Bürgermeister hatte nicht die beste Laune. Es war offensichtlich nicht sein Tag. Missmutig ließ er sich das Telefon reichen. „Hallo Harti, ich bin's, the Rock! Hast du schon gehört? Ja offensichtlich! Da haben wir uns wohl gründlich missverstanden! Oder hast du nun plötzlich einen Flughafen, eine Brandschutzanlage, oder wenigstens einen verlässlichen Eröffnungstermin? Einen Springbrunnen hast du? Ja, das stimmt, du hast einen Springbrunnen. Ich gratuliere! Dieser Pöbel wollte unserem Flughafen die Flugrouten streitig machen und nun haben wir unsere Flugrouten, aber einen funktionierenden Flugplatz haben wir noch immer nicht! Dabei war alles so schön eingefädelt. Die Schlagzeilen für Morgen waren alle abgestimmt: VILLENBESITZER VOM MÜGGELSEE VERSAUEN UNSERE ZUKUNFT! In Tegel hätten wir dann bis in alle Ewigkeit Erfolgsgeschichte schreiben können und spätestens wenn die Stadtschlossbaustelle in Verzug gerät und die Kosten durch die Decke schießen, hätte niemand mehr nach dem BER gefragt. Schöne Scheiße. Was soll ich denn jetzt dem Möbel-Meier sagen? Der ruft hier dreimal täglich an. Natürlich ist er stinksauer, denn das Nachnutzungskonzept hatten wir ja bereits im letztem Frühjahr mit ihm unterschrieben. Also Harti, nun mach mal langsam ein bisschen Sprint und lass Dir ganz schnell etwas einfallen.“
Einer der verschreckten Mitarbeiter machte hüstelnd auf sich aufmerksam. „Vielleicht sollten wir den Fernseher einschalten.“ Auf dem flachen Bildschirm zwischen den Gummibäumen erschien der Flughafenchef hinter einem einen Wald aus Mikrofonen. „Also wenn es nach mir ginge, könnten wir am Dienstag eröffnen. Hier ist alles tip und mein Team ist top. Die 40.000 Baumängel haben wir sorgfältig in einem Buch aufgelistet, mit Nummer, Datum und allem Pi-Pa-Po und dieses Buch habe ich persönlich in meinem Schrank verschlossen. Da kann also gar nichts mehr schiefgehen. Allerdings ist es nicht auszuschließen, dass diese aufsässigen St.-Florians- Jünger nun doch noch einmal in die Offensive gehen und mit einer schützenswerten Kellerassel, einer bedrohten Motte oder mit einem längst totgeglaubten Regenwurm um die Ecke kommen. In dem Fall kann ich natürlich für nichts garantieren. Übrigens auch nicht, wenn es dabei um Singvögel, Wühlmäuse oder Waschbären ginge, oder gar um Zitronenfalter, Rassekatzen, Nebelkrähen oder Zierfische. Und nur mal so nebenbei gefragt, war da nicht letztens von einem Hai im Müggelsee die Rede?“
Im Roten Rathaus konnte sich ein jugendlicher Praktikant das Lachen nicht verkneifen. „Das war doch nur ein Film. Aber diese alte Geschichte von Müggula, da könnte tatsächlich etwas dran sein.“
Augenblicklich waren alle Blicke auf ihn gerichtet. Mit hochrotem Kopf stammelte er: „Mein Nachbar, der Herr Waldmeister, hatte mir mal bei Kaffee und Kuchen davon erzählt...“ Der Bürgermeister war elektrisiert. „Holt den Henkel! Hoffentlich hat er noch nicht sämtliche Akten geschreddert!“
Drei Tage später wurde bei der Friedrichshagener Bürgerinitiative ein Paket ohne Absender abgegeben. Darin fanden sich ein paar angestaubte alte Aktenordner mit der Aufschrift „Müggula – Streng vertraulich!“. Noch am selben Abend fasste man den einstimmigen Beschluss: Wir gehen in Revision.