Am Sonntag flaniert der Friedrichshagener gern einmal mit Kind und Kegel die Bölschestraße hinunter. Dabei trifft er natürlich andere Friedrichshagener. Abgrenzung ist in diesem Fall von enormer Bedeutung, schließlich will ja niemand wie alle anderen sein. Und wie geht das am besten? Natürlich über schnöde Äußerlichkeiten. Hinter diesen verbergen sich die wahren Charakterzüge. Damit Sie demnächst auf den ersten Blick erkennen, mit wem Sie es zu tun haben, stellen wir Ihnen die wichtigsten „Typen“ vor.
DIE FAMILIÄRE ist Mutter von mindestens einem Kind. Ihren eigenen Look hat sie mit der Schwangerschaft aufgegeben. Seitdem hat sie eine Garderobe in grau, grünlich und beige angesammelt, die vor allem eines ist: praktisch. Babys Kotze ist bei diesen Farben nahezu unsichtbar und auch die Grasflecken vom Spielplatz fallen gar nicht auf. Sie wird von den Männern oft übersehen, was ihr aber nichts ausmacht, da sie sich als asexuelles Wesen begreift und nicht als Verführerin. Sie ist ein toller Gesprächspartner, wenn es um die Wahl der Schulform und Kinderkrankheiten geht.
DIE KREATIVE strickt und näht ihre Garderobe meist selbst. Wahlweise trägt sie Sachen, die als Kunsthandwerk durchgehen oder aus Bio-Hanfproduktion stammen. Gern sieht man sie auch mit abstrakten Schmuckgebilden oder wirren Filzkreationen im hennagefärbten Haar. Die „Kreative“ möchte sich von der breiten Masse distanzieren und legt Wert auf den Einklang von Natur und Mensch. Sie hat den Mut anders zu sein und unterwirft sich nicht dem Urteil anderer.
DER GLEICHGÜLTIGE trägt ein verwaschenes Shirt mit einem Werbeslogan. Dazu kombiniert er geschickt eine bunte Weste vom Flohmarkt und rundet sein Erscheinungsbild mit Römerlatschen ab. Er liebt Natürlichkeit. Sein dezenter Geruch aus Knoblauch, Schweiß und altem Bratenfett ist Ausdruck dessen. Für den „Gleichgültigen“ zählen die inneren Werte. Wer sich modisch herausputzt, ist in seinen Augen oberflächlich. Er ist der klassische Kumpeltyp. Frauen hingegen sollten nicht auf sein Einfühlungsvermögen bauen, er ist eher rustikal in seinen Umgangsformen.
DER ABENTEUERLICHE ist ein klassischer Anzugträger. Er sieht sich aber als Eroberer und Abenteurer. Auf der S-Bahn-Fahrt ins Büro ist er voll ausgestattet: Aber seinem Anzug hat er eine Outdoorjacke an, die selbst Polarwind abhält. Sein Rucksack besitzt etliche Karabiner zum Abseilen an steilen Felswänden. Multifunktionale Fächer aus atmungsaktivem Material beherbergen sein Pausenbrot und Portemonnaie. Der „Abenteuerliche“ ist gegen alle Gefahren der Großstadt gewappnet. Seine Spontanität bleibt dabei auf der Strecke.
DER MAULBEERBLATTREDAKTEUR ist eine recht unscheinbare Spezies. Er trägt Jeans und dazu ein einfaches, meist braunes Kleidungsstück. Da er in Gedanken schon kurz vor dem nächsten Redaktionsschluss steht, hat er wenig Muße, sich auch noch um die neuesten Trends zu kümmern. Es sei denn, das Thema des nächsten Heftes ist ausgerechnet Mode. Dafür ist er über die Dinge, die in seinem Kiez geschehen, wohl informiert und kämpft mit Herz und Verstand gegen den Unsinn von Behörden und Mitmenschen.