Der Film ist aus

Nachbetrachtungen aus der Uckermark
Angela Merkel als James Bond
Illustration: Sebastian Köpcke

„Und? Wie hat dir der Film gefallen?“

„Was soll man sagen? Bond ist Bond. Bond ist kein Wissenschaftler. Bond war schon immer ein richtiger Mann.“

„Na das ist ja mal ein freundliches Kompliment.“

„Was fragst du mich denn? Der Herr ist ja heute wieder sehr empfindlich. Und selber? Was sagst du zu dem Streifen?“

„Also die Actionszene am Anfang fand ich etwas übertrieben, aber wie er dann den ganzen Film hindurch um seine geliebte Frau gekämpft hat, das war doch aller Ehren wert..“

„Du meinst, genau wie du, wenn du dich durch das Damenprogramm gequält hast, während ich Putin, Erdo oder das Macrönchen wieder auf Kurs bringen musste.“

„Haaa. Haaa. Hauptsache du hast deinen Spaß.“

„Nun seien sie doch nicht immer so sauer, Herr Sauer. In Zukunft wirst du deinen Humor noch brauchen. Bald kannst du jeden Tag mit mir ins Kino gehen.“

„Und wie fandest du den Bösen?“

„Meinst du den im Käfig, im Knast in Belmarsh? Der sah gar nicht aus wie Assange.“

„Na du bist heute aber wirklich gut drauf. Lass das bloß keinen hören. Besser, du stellst dich weiter blind, taub und stumm.“

„Das kann ich!“

„Das weiß ich.“

„Und wie fandest Du den andern Bösen, diesen richtig Bösen?“

„Den Blofeld?“

„Nein, das war ja der Assange. Ich meine diesen schmächtigen Bösen, den mit dem Narbengesicht, den Endgegner im Russenbunker.“

„Den fand ich spitze. Der hat alle umgebracht, weil sie seine Mutti umgebracht haben. Leider gibt es das nur im Kino. Im wahren Leben wird Mutti in Rente geschickt und kein Hahn kräht mehr nach ihr.“

„Nun warte doch mal ab. Die werden früh genug nach dir rufen.“

„Schröders Gasleitung ist fertig. Afghanistan auch. Um welche internationale Großbaustelle sollte ich mich kümmern?“

„Du könntest die Schirmherrschaft über den neuen Polenzaun übernehmen. Das wäre eine starke Geste der Versöhnung – deutsche Bundeskanzlerin schützt unsere Ostgrenze.“

„Und wird dafür in Zloty bezahlt? Besten Dank! Darauf kann ich verzichten.“

„Geld ist ja nicht alles im Leben und wir beide brauchen doch nicht viel zum Glücklichsein.“

„Du glaubst auch alles, was die Zeitungen über uns schreiben!“

„Bond rettet jedes Mal die Welt. Hat er je nach einer Gehaltserhöhung gefragt? Kann mich nicht erinnern. Solche Patrioten könnten wir gebrauchen. Dann wäre im Handumdrehen Schluss mit 3 G – mit Gejammer, Gemecker und Gemaule.“

„Nun sei mal nicht ungerecht. Wir haben auch unsere Helden, auf die man sich verlassen kann.“

„Den Lauterbach?“

„Der Karl macht das gar nicht schlecht. Vor dem haben die Leute mehr Angst, als vor Goldfinger, Octopussy und Blofeld zusammen.“

„Vor dem habe selbst ich Angst. Manchmal denke ich, der ist ferngesteuert, eine Art Roboter. Ich weiß nur nicht, ob die Russen oder die Amerikaner den lenken.“

„Den lenke ich. Hab dafür eine App auf meinem Handy. Das muss aber unter uns bleiben.“

„Den Röttgen auch?“

„Nein, die Amerikaner.“

„Und was sagst du dazu, dass James Bond eine Tochter hat?“

„Ein hübsches Kind. Die Kleine hat das toll gespielt.“

„Und was sagst du zum neuen 007?“

„Ach du meine Güte. Eine schwarze Amazone. Ich war ja froh, dass die nicht auch noch im Rollstuhl saß. Brutale Frauenpower kann ich wirklich subtiler zum Ausdruck bringen.“

„Die Welt hat gezittert vor deiner Raute.“

„Frecher Kerl! Komm du mir mal nach Hause!“

„Aber das mit diesem Chip fand ich gar nicht lustig.“

„Das war ja auch nicht lustig. Das war genial. Stell dir vor, der Seehofer kommt mir mal wieder blöde und – knipps – erledigt. Oder der Söder – knipps – Ruhe im Karton.“

„Aber in diesen Zeiten muss man mit solchen Anspielungen vorsichtig sein. Die Leute glauben doch jeden Quatsch. Und da braucht sich niemand wundern, wenn dann irgend ein überbezahlter Fußballspieler plötzlich Probleme macht. Und das geht dann eben nicht so einfach – knipps.“

„Ob der Bond geimpft war?“

„Völlig Wurscht. Der war weit weg vom Schuss und es hat ihn doch voll erwischt.“

„Und mal was anderes, wie findest du die neue ABBA?“

„Toll. Da fühlt man sich wieder vierzig Jahre jünger.“

 „Und die haben sich ja auch mit dem Computer so in jung machen lassen. Die gehen jetzt wieder als Ü-30 auf die Bühne!“

„Darüber solltest Du auch mal nachdenken, Angela.“

„Worüber?“

„In vier Jahren ist die nächste Wahl. Bis dahin hat es sich ausgescholzt und dann wollen die Menschen endlich die echte 007 wiederhaben!“

„Hab ich dir schon mal gesagt, wie sehr ich dich liebe?“


Köpenick – we love it, Zeitreisen

Wunder in Köpenick

Hier will er uns passend zum Wunder das Gruseln lehren. Er stellt in seiner Zeichnung einen Arzt dar, in einer...

Zeitreisen

Als Berlin noch Chicago war

Wenn man Werner Gladows Geschichte liest, dann denkt man nicht nur an Al Capone, den er selbst als Vorbild nannte,...

Claaßens Kolumne

50 Exemplare und ein bisschen Pustekuchen

Hübsche Zahl, die 50. Und sonst? „Rin“, schrieb schon Ludwig XVI. am 14. Juli in sein Tagebuch. Und ich? Ich...