Sascha Bachmann besteitet seine artistische Existenz als vielseitiger und stilsicherer Drummer. Er bediente mit seinem Können bisher vor allem die Projekte und Wünsche diverser, anderer Künstler. Die Selbstverwirklichung kam dabei zu oft zu kurz, so daß der Entschluss reifte, eigene Projekte zu starten. Mit „HAND“ ist der Weg dorthin beschritten.
Entgegen allen bisherigen kommerziellen Aufträgen ist „HAND“ geboren, um vor allem einen eigenen Stil zu entwickeln und reifen zu lassen. Der Gedanke an eine potenzielle Zielgruppe spielt dabei eine untergeordnete Rolle.
Mit krakeliger „HAND“
Genau diese Einstellung teilen sich die beiden Künstler, zumindest ist in Ruffmercys Videos bereits zu sehen, womit sich „HAND“ noch unerhört fühlt. Die eigene, gewollt kraklige Ästhetik eines in zähen Mathe- oder Deutschstunden gestalteten Drittklässler-Heftes bildet das passende optische Pendant zur dronigen Soundcollage. Diese kommt ebenso ungezogen daher – reduziert auf das Essentielle: Mit treibendem Rhythmus und hallig-echoiger (Reverb)Effekte erzielt das Gesamtwerk eine Sogwirkung, welcher sich der Rezipient nur schwerlich entziehen kann. Mag die klangliche und visuelle Umsetzung anfänglich improvisiert und unfertig erscheinen, erschließen sich in der Wiederholung immer feinere Nuancen des Zusammenspiels.
Der titelgebende Schriftzug im Intro zerfließt zu Ein-Farb-Klecksen, die mit dem Sound pulsierend zu neuen gegenstandslosen Formen zusammenfinden und sich im Verlauf zu einem bunten Pollock-Karneval steigern. Für Sekundenbruchteile eingeflashte, geometrische Grundformen; wie mit dem Bleistift gezeichnete Quader, Würfel, Pyramiden; Kreise, Glasrandabdrücken ähnlich, sorgen für visuelle Kontrapunkte.
Das Video erzeugt mit seinen flimmerigen, monochromen Einsprengseln den Patina-Charme eines oft gezeigten Schullehrfilms, der Generationen von Schülern eine immergültige Wahrhit verkündend, die titelgebende Sehnsucht weckt, die Unendlichkeit als Ziel die Vergänglichkeit erfahrbar machend.
Die Animation stützt sich auf einem Klangteppich, dessen sich sirenenhaft überlagernde Tapeloop-Klänge wie ein schwebendes, losgelöstes Band durch den Soundtrack ziehen – unterbrochen oder vielmehr bereichert durch den treibenden Beat, der sich final in ein Herzpochen verwandelt, um dabei den Hörer wieder zu erden und ins Hier und Jetzt zurückzuholen.
Das Lied von der Sehnsucht ohne Gage
Dass dieser Ambient-Quickie überhaupt zu Stande gekommen ist, verdankt er dem langen Atem des Komponisten, der über neun Monate Ruffmercy zweiwöchentlich anfragte, wann dieser sich denn nun die Zeit nehmen könne, sich der vereinbarten Animation zu widmen.
2013 wurde Bachmann Fan von Ruffmercy, als er sich Videos seiner Berufskollegen anschaute. Hier sei konkret das Video von
Blue Daisy presents Dahlia Black - Fuck A Rap Song genannt. Das gekonnte Spiel mit den Farben und die erfrischend respektlose Verfremdung und Umdeutung von Ikonen, Andy Warhol nicht unähnlich, entsprach Bachmanns früherem Ich, dem Graffity-Künstler Sascha derart, dass er Ruffmercy anschrieb und ihn um eine Animation für einen seiner Tracks bat.
Da der vielgefragte Videoartist für ganz andere Videoleinwände in der Pflicht stand, war Geduld und Langmut gefragt – schließlich ermöglichen gut dotierte Aufträge von Nike und MTV sein sicheres Auskommen. Eben jene Jobs sind es aber wiederum, welche den Freiraum gewähren, um Liebhaber-Projekte, wie „HAND" das Lied von der Sehnsucht auch ohne Gage zu ermöglichen.
Diese Kollaboration macht in jedem Fall Lust auf mehr. Wir sind gespannt, mit was uns „HAND“ in Zukunft überraschen wird.