Er ist Grünen-Direktkandidat für den Landkreis Oder/Spree, 51 Jahre alt und Radiologe am Krankenhaus in Beeskow. Wir haben mit Marcus Winter über Rochaden, die Zukunft der Spree, Gesundheitsversorgung und die grüne Idee gesprochen.
Wir haben noch größere Probleme als die Corona-Pandemie
Was machen Politiker eigentlich im „echten Leben“? - Das habe ich mich schon häufiger gefragt. Haben sie Abgabetermine? Stehen sie für ihr Team ein? Und wenn, wie schaffen sie dann noch Tagungen, die schon mal Stunden andauern können, mit Enthusiasmus und Expertise? Die Frage stellt sich gerade dann, wenn man sich Marcus Winters Profession ansieht: Er ist Radiologe am Krankenhaus in Beeskow. Für seine Nachfolge sei aber gesorgt, so der Vater von fünf Kindern und Großvater von einem Enkelkind.
Seine Motivation, aktiv Politik zu machen, sei erst mit der Klimabewegung entstanden, erzählt er weiter.
„Wir haben noch größere Probleme als die Corona-Pandemie. Das ist ja nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Klimakrise, der wir uns stellen müssen.”
Diese - sehr klare - Aussage kommt von jemandem, der auch in der Pandemie an die „Grenzen des Schaffbaren“ geriet. So ist es keine Überraschung, dass die Klimakrise und die Umsetzung entsprechender Maßnahmen auch Kern von Winters politischer Agenda ist.
„Ich bin schon realistisch genug, meine Chancen auf ein Direktmandat sind sehr, sehr klein. Das ist aber auch gar nicht schlimm. Die grüne Idee wächst langsam aber sicher.“ - Marcus Winter, Grüne
Die „Klimastimme“ für die Grünen
„Die Zweitstimme ist die Stimme, die die Grünen stark macht. Das ist die Klimastimme und die wird Klimaschutz im Bundestag durchsetzen“, ist sich Winter sicher. Als Vater und Großvater sei ihm wichtig, dass auch die nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Welt vorfinden.
Natürlich stehen die Grünen für Klimaschutz. Dennoch sehen sie sich mit zwei Vorwürfen konfrontiert: Den einen sind sie zu radikal, den anderen nicht radikal genug. Wie genau kann man denn jetzt die 1,5 Grad durchsetzen?
Jetzt würden gerade natürlich viele übertrieben Geschichten kursieren, sagt auch Marcus Winter. „Aber es ist klar, in vielen Belangen unseres Lebens kommen Veränderungen auf uns zu. Die einfachste Veränderung, die noch vor uns liegt, ist der Kohleausstieg. Wir kriegen den Strom weiterhin aus der Steckdose, das ist eher ein organisatorischs Problem“, stellt er fest.
Veränderungen müssen folgen - aber dazu braucht es sinnvolle Alternativen
Wenn der Grünen-Kandidat jedoch übers Fliegen nachdenkt, kommt er zu diesem Schluss: „Ich hab mal gegoogelt ‘Wie kommt man mit dem Schlafwagen nach Lissabon’ - Das ist fast unmöglich, das kostet einen zwei Tage. Das ist also nicht praktikabel. Dafür müssen wir andere Lösungen finden. Wir müssen nicht auf ferne Erfindungen warten, sondern anfangen, die Dinge die zur Verfügung stehen - wie z.b. synthetisches Kerosin für Flugzeuge - endlich umzusetzen.“
Grundsätzlich bezeichnet der Brandenburger vor uns liegende Veränderungen als schwierig. Auf das Auto zu verzichten, würde zum Beispiel in einer Region wie Brandenburg kaum möglich sein. Für seinen Weg von Beeskow zum Interview in Fürstenwalde habe er das E-Auto gewählt, weil es keine sinnvollen Alternativen für die Strecke gibt. Alternativen müssen also her, bevor man über ein Verbot spricht.
Tesla in Brandenburg: Top-Chance oder Mega-Risiko?
„Dieses eine Tesla-Werk schafft mehr Arbeitsplätze als in Brandenburg in der Braunkohle beschäftigt sind. Und das zeigt eben, dass die Änderung unserer Wirtschaft unglaubliche Chancen bietet“, fasst Winter zusammen. Er kenne die Probleme der Wasserversorgung im Gebiet und hält auch diese für schwer zu meistern. Dennoch ist er sich sicher: „Aber wir werden einen Weg finden, das zu organisieren und wir werden die Möglichkeit haben, die Arbeitsplätze hier in Brandenburg zu nutzen.“
Mehr zu Marcus Winter und seiner Meinung zum aktuellen politischen Geschehen findet ihr im Video oben.