Die Klage des Bandoneons

Statt ihm einen gewöhnlichen Kosenamen zu verpassen, nennt seine Frau ihn andächtig „Maestro“. Und tatsächlich ist Lothar Hensel ein Meister auf seinem Instrument – dem Bandoneon. Als der Musikalienhändler Heinrich Band aus Krefeld 1846 ein Instrument entwickelte, das er „Bandonion“ nannte, konnte er nicht ahnen, welchen Erfolg er damit haben sollte. Verwandt mit der Konzertina und der Harmonika, von seiner Größe her praktisch und finanziell erschwinglich, war das vieltönige Bandonion trotzdem nicht leicht zu erlernen. In Bandonion- und Concertinavereinen übten Musikbegeisterte gemeinsam und spielten oft ohne Notenkenntnisse nach speziell entwickelten Zahlensystemen. In den goldenen Zwanzigern feierten deutsche Bandonionorchester ihre Blütezeit. Dies war auch der Moment, in dem das Arbeiterinstrument seinen Siegeszug nach Südamerika antrat. Vor allem in der argentinischen Metropole Buenos Aires begann es seine zweite Karriere als „Bandoneon“ – Symbol des Tangos. Ebenso wie sein Bandoneon, stammt auch Lothar Hensel ursprünglich vom Niederrhein. Sein Studium der Schulmusik verschlug ihn nach Berlin. Als „Tangofan“, wie er sich selbst bezeichnet, verdiente er sich mit einem Freund ein kleines Zubrot mit Straßenmusik auf Klarinette und Akkordeon. Aber es klang noch nicht perfekt nach Tango und so kauften sie sich damals über die „Zweite Hand“ gebrauchte Bandoneons. Ende der Achtziger, kurz nach dem Ende der Militärdiktatur, ging Lothar Hensel für ein Jahr nach Argentinien, um sich dort einen Lehrer zu suchen. „Ich wollte ja nicht nur Bandoneonspielen lernen. Ich wollte Tango spielen lernen.“ Musik findet für den „Maestro“ zwischen den Noten statt: „Ich vergleiche das mit einem Japaner, der Deutsch gelernt hat und ein romantisches Gedicht rezitieren soll. Der kann das sicher wortwörtlich tun, aber er versteht es irgendwie nicht. Wegen der ganzen Bilder und der Betonung.“ Sein Weg führte ihn anschließend nach Paris. Ausschlaggebend dafür war sein großes Vorbild, der argentinische Tango-Solist Juan Jose Mosalini. Zwei Jahre lang nahm er die Strapaze auf sich, vierzehntägig mit dem Bus nach Paris zu fahren, um für wenige Stunden von Mosalini zu lernen. „Damals gab es einfach keinen Lehrer in Deutschland. Du musstest nach Paris oder Argentinien gehen.“ Heute lebt Lothar Hensel in Friedrichshagen und ist in vielerlei Hinsicht erfolgreich. Zum einen tritt er mit seinem Quartett „tango fusion“, das aus Bandoneon, Geige, Cello und Kontrabass besteht, auf. Zum anderen ist er mit seinem Tangoorchester „Séptimo Tango“ viel unterwegs. Zusätzlich arbeitet er an seiner Karriere als Solist. Im vorigen Jahr war er mit seinem Programm „Die Klage des Bandoneon“ in Kapstadt, auf einer Kreuzfahrt im Ostseeraum und in Mexiko zu erleben. Außerdem ist er mit nahezu allen großen Sinfonieorchestern in Deutschland aufgetreten. Mehr Informationen unter www.lothar-hensel.de  Livemitschnitte auf www.youtube/septisimotango

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