Auf dem Weg zu Bio 3.0

la_vie Den Bioladen La Vie gibt es seit 15 Jahren in der Straße am Goldmannpark in Friedrichshagen. Die vielgereiste Diplomatin Gabi und der sich durch das Unileben jonglierende Circuspädagoge Christian sind die Köpfe der Initiative: „Freundeskreis La Vie“, die mehr will als ein Lebensmittelfachgeschäft für Bio- und Ökoprodukte. Sie schätzen Friedrichshagen, das La Vie und echtes Bio. Das Maulbeerblatt hat sich mit den beiden getroffen...
Woher stammen die Lebensmittel, in dem uns überreichten Bestechungskorb? Gabi: Das habt ihr falsch verstanden. Das waren regionale Gemüsesorten frisch vom Hof von Ingo Berthold, dem La Vie - Inhaber und ein bisschen Obst - die Öko-Einkäufe für meine Familie. Du hattest so einen „Ich war ganz artig, lieber Weihnachtsmann-Blick“ aufgelegt, da dachte ich, ich überlasse euch den Korb.
Nach 15 Jahren des Bestehens wollt Ihr eine Community rund um das La Vie ins Leben rufen. Gabi: ...wie hat sich das so schnell bis zum Maulbeerblatt rumgesprochen? Ja, das Konsumverhalten der Bevölkerung ist stark im Wandel begriffen und wir wollen die Menschen auf dem Weg zu Bio 3.0 abholen und mitnehmen. Das unheimliche Potential von ehrenamtlichem Engagement und dem Bestreben nach Mitbestimmung soll genutzt werden Hofladen, Bistro und Galerie des La Vie weiter zu entwickeln.
Glaubt ihr der Lebensmitteleinkauf ist ein politisches Statement? Wofür? Christian: Ja! Auch wenn „politisch“ nicht mehr so hipp ist: beim Einkauf unterstütze ich diejenigen monetär, die diese Nahrungsmittel produzieren. Da gebe ich doch mein Geld lieber regionalen BäuerInnen, die nachhaltig wirtschaften, als den profit- und wachstumsorientierten Discountern. Geld ist und bleibt Macht- und Gestaltungsmittel.
Was will die Initiative? Gabi: Die Ideen überschlagen sich gerade etwas. Vieles ist denkbar und machbar für die Zukunft. Zum Beispiel eine Food Assembly in Kooperation mit Brodowin, Food Coop oder Unverpackt. Auf jeden Fall getreu dem Motto von Ingo Berthold „Am Ende soll es für alle reichen“. Für die ganz Kleinen bleibt die Kinderspielecke und vielleicht wird sie um eine Krabbelecke erweitert - denn daran mangelt es in Friedrichshagen. Christian: Das täglich wechselnde Angebot im Bistro ist nicht nur Gaumen- sondern auch Augenschmaus. Der einmalige Mix aus regionalem Hofladen und das changierende Bio- und Ökosortiment, welches sich jetzt schon zu einem großen Anteil an den Bestellwünschen der Kunden orientiert, sind genau die Aspekte, für die wir uns stark machen.
Wen wollt Ihr erreichen und wer kann bei euch mitmachen? Christian: Wir wollen Leute erreichen, die beim Einkauf Lust auf familiäre Atmosphäre, Regionalität und Nachhaltigkeit haben und für einen kleinen Anstupser offen sind, endlich mal konsequent zu konsumieren. Los traut euch in's La Vie! Gabi: Unser Freundeskreis steht allen offen! Von 2-99 Jahren - kreative Köpfe, diplomierte Kühlschrankräuber, aus dem Winterschlaf erwachte Grafiker und Designer, Künstler jeder Couleur. Wir treffen uns u.a. jeweils am ersten Samstag im Monat von 10-11 Uhr im La Vie. Kommt einfach oder meldet euch unter: fkslavie@posteo.de
Apopros Einkaufen im La Vie – Ich habe gehört es gibt eine Mitgliedschaft. Soll man etwa Mitgliedsbeiträge bezahlen und teure Lebensmittel kaufen? Gabi: Niemand muss Mitglied werden. Es ist nicht teurer als in anderen Läden, nur wer Mitglied wird, beteiligt sich an einem solidarischen Modell, bei dem Treue mit Rabatt belohnt wird. Christian: Grundsätzlich: Teuer ist eine Frage der Perspektive: Bezahle ich das, was Nahrung in ihrer Produktion wirklich kostet oder nehme ich in Kauf, dass Böden, Natur und Tiere derart ausgebeutet werden, dass fraglich ist, was wir in wenigen Jahrzehnten überhaupt noch essen können. Was ist am Ende teurer? Das entscheide selbst!
Was unterscheidet denn das La Vie von anderen Bioläden? Oder was macht Euch zu besseren Müslis? Christian: (grinst) Nicht besser, anders vielleicht und Müsli esse ich äußerst selten. Aber mal im Ernst, es geht heute nicht mehr nur um die Frage Bio oder Nicht-Bio, sondern vielmehr die Aspekte Regionalität und Nachhaltigkeit authentisch zu leben. Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder Markt oder Tante Emma-Laden wesentlich nachhaltiger ist als die völlig überfrachteten Konsumtempel, die uns so schön Bedürfnisse suggerieren, die wir ohne sie gar nicht hätten. Gabi: Das La Vie ist ruhig und gemütlich; mit einem Garten, wo die Gäste und Kunden ihre Seele baumeln lassen. Einen entscheidenden Katzensprung weg vom Trubel und Abgasduft der Bölschestraße. Es ist der entspanntere Einkauf – weniger künstliches Licht, weniger Dinge, die man wirklich nicht braucht. Christian: Dafür ein Mehr an gewachsener Struktur, selbstorganisierten und sehr freundlichen Verkäuferinnen, die für das kompetent und authentisch stehen, was sie verkaufen. Gabi: Wenn im La Vie der Bulgur alle ist, dann wird man von Susi (Urgestein im La Vie seit 2002, siehe Foto Mitte) gefragt, wofür man ihn brauche. Ein Blick ins Regal und sie erklärt, wie man das Rezept mit Couscous oder Hirse abwandelt. Diese Kreativität kann anstecken und fördert den grauen Kasten.
Und die Kartoffeln muss man wirklich selber ausbuddeln? Christian: Jepp, aus der Kartoffelkiste mit oder ohne Handschuhe!
Nächste Termine bei Ingo Berthold auf dem „Gärtnerhof an den heiligen Pfühlen“, Wilmersdorfer Str. 3, 15518 Madlitz- Wilmersdorf: nächster Hoftag und Hoffest am Samstag, den 30. Mai; Rückfragen und Anmeldung bitte im La Vie.

Stefanie Schuricht und die Direktkandidatin der SPD, Simona Koß, auf dem Sportplatz in Prötzel Maulbärklipp

Die Kümmerin

Wir haben im Interview mit der ehrenamtlichen Bürgermeisterin von Prötzel über die Wahlkreisprognosen der SPD, die strukturellen Probleme im Landkreis,...

Interview

Was macht die Kunst, Peter Rensch?

Was tun Künstler eigentlich so aus gesellschaftlicher Sicht? Gestalten sie tatkräftig unser aller Leben mit oder sind sie scheue Wesen...

Aljoscha Rompe am Mikrofon Zeitreisen

Notizen zu Aljoscha Rompe – Funktionärskind, DDR-Punk und Rammstein-Geburtshelfer

Foto: ullsteinbild / Herbert Schulze Die Proletarier, die das Land beherrschen sollen, sind müde – und manchmal auch einfach nur betrunken....