Parcour im Schneckenhaus

parcourimschneckenhaus Ein Verkehrschaos – Ein Dreirad bleibt am Stützrad des Spidermanbikes hängen. Ein tollkühnes Mädel mit Affenschaukeln bremst, dass der Sand zur Welle mutiert. Ein strohblonder Junge rudert erfolglos mit den Füßen, bis er erschrocken bemerkt, dass ihn jemand am Gepäckträger im Zaum hält. Der Garten wuselt von knallbunten Fahrradhelmen auf kleinen Köpfen und vielen, vielen Luftballons, es herrscht eine quietschvergnügte Stimmung. Ich steh da und staune. Nein, ehrlich gesagt bin ich ziemlich neidisch. Noch nie zuvor habe ich einen so paradiesischen Kindergarten wie die Kita Schneckenhaus gesehen. Neben lauter tollen Klettergerüsten, viel Buddelsand und einer Menge Rasen wird hier grad ein neues Schmankerl gefeiert: ein Pumptrack! (Kurz für diejenigen, die wie ich bei diesem Wort eher ein Fitnessgerät im Kopf hätten: es ist ein aus Lehm geklopfter Pacours, der eine Menge Höhen und Tiefen beinhaltet). Man sieht dem Gelände und der Vielzahl fröhlicher Eltern an, dass hier eine Menge gemeinsam initiiert wird. Dieser Pumptrack wurde in Kooperation mit dem Mellowpark geschaffen. Viele der Vereinsmitglieder haben ihre Sprößlinge hier. Gedacht als moderner Verkehrsgarten, der schon den jüngsten ein Gefühl von Balance, Koordination und Rücksicht geben soll. Ein außerordentliches Projekt, das in Rekordzeit umgesetzt wurde. Eine einstimmige Elternentscheidung; zwei LKW-Fuhren Lehm, zwei Dutzend freiwillige Eltern mit Schubkarren, darunter Max Tuchtenhagen, das Mikrofon des Mellowparks und seine Freundin Kristin Butschek und viele Kinderhände bauten in nur vier Tagen den ersten Kindergarten-Pumptrack Berlins. An diesem Tage sammeln sich also alle Kindergartenkinder in voller Montur vor einem roten Einweihungsband. Der Geschäftsführer Herr Hänsgen im Rollstuhl, rechts und links von ihm stehen auf Augenhöhe zwei Mädchen, sie schneiden gemeinsam unter tosendem Applaus das Band durch. Die Kita Schneckenhaus ist ein barrierefreier Integrations- kindergarten. Alle Wege dort sind sehr breit. Trotzdem ist die Schlange der wartenden Fahrradfahrer sehr lang. Einweihen dürfen die Strecke zwei Fahrer der Deutschen BMX Race Nationalmanschaft, die Kinder werden aufgeregter. Die Kita-Leiterin Sandra Spitzke erklärt, dass jeder so viele Runden fahren darf, wie viele Jahre er auf dem Buckel hat. Ich schaue einem konzentriertem 3-Jährigen auf einem Laufrad zu, wie er in Blitzgeschwindigkeit drei Runden über die Hügelstrecke pest - unglaublich. Viele Kinder folgen, flitzen, fallen auch mal. Ich könnte schwören, sie haben sich sofort wieder hinten angestellt – denn die Schlange nimmt nicht ab. Für mich wird es Zeit dieses Paradies zu verlassen, in das ich leider keinen Zutritt mehr habe.

Editorial

Frühlingszauber

Einer eilig initiierten Umfrage zufolge wird der Frühling von 100 Prozent der Befragten sehr gemocht. Aus Zeitgründen kamen nur vier...

Erlebnis Gastronomie

Wie Jott in Frankreich

Thailänder hinter Sushitheken, Chinesen am Dönerspieß, Deutsche am Wok und Türken am Pizzaofen – die Multikulti-Gastronomie hat auch vor Köpenick...

Der Künstler Stefan Guzy auf Augenhöhe in seinem Soebdruckatelier sitzend Interview

Was macht die Kunst, Stefan Guzy?

»Künstler sind nicht überflüssig, doch Soldaten sind viel wichtiger«, singt Funny van Dannen. Aber was tun Künstler eigentlich so aus...