Suche nach dem Kaffeehaus Bölsche oder Café Friedrichshagen: lange erfolglos. Dafür gibt’s so’n Quatsch wie „Panda Coffee“. Und wo ist da der Panda, he? Mein Weib, die Schönste aller, will sofort hin. Aber nicht mit mir.
Na ja, wenigstens ein Café Lehmann hat’s in 1162, guter deutscher Landadel, toll. Torten, Bäckermädchen, Brötchen. Das ist ne Backstube, ein Kaffeehaus! Morgendliche schlechte Laune ist vorbei, versuche ein Lächeln, erst zu meinem Weib, dann zu den drei Damen vor dem Tresen. Nun zu den vier Mädels hinter der Theke. Na gut, die haben zu tun, haben uns wahrscheinlich nicht gesehen, schicke ein fröhliches „Guten Morgen“ hinterher. Entschuldige mich gleich für diese Frechheit. Wollte niemanden von der Arbeit abhalten. Glücklicherweise hat nur ein Mädel mein Faux pas bemerkt. Nicht auszudenken, wenn alle reagiert hätten. Stillstand hinterm Tresen, oh Gott.
Bewegen uns und Kinderwagen Richtung Gastraum. Ein Engpass. Mein Ausweichmanöver gelingt nur unvollständig. War zu langsam. Der strafende Blick der Grauhaarigen trifft mich zu Recht. Nicht auszudenken. Das erzwungene Senkrechthalten des kleinen Silbertabletts hätte im vollen Zustand eine von mir zu verantwortende Katastrophe bedeutet. Ein Absturz von Kaffee und Kuchen, undenkbar. Meine gemurmelte Entschuldigung verendet im Windwirbel des Vorbeirauschens. Sie ist am Tresen, kann vier Kollegen helfen. Endlich.
Vorsichtiges Suchen nach freien Plätzen. Nach so viel Unhöflichkeit meinerseits, versuche ich es nun bei meiner Göttin, der märchenhaften. Helfe ihr aus dem Mantel. Ein verliebter Blick in ihre Rehäuglein. Meine Verantwortung: vergessen. Gesamtüberblick: dahin. Die graue Dame straft sofort. Habe den Kinderwagen unüberlegt stehenlassen. Offensichtlich, der kann und darf dort wirklich nicht stehen. Versuche bei der Standpauke tapfer das Gesicht zu wahren und dem grauen Drachen in die Augen zu schauen. Bloß nicht rot werden oder weinen. Keine Fehler mehr, ziehe meiner Schönen die Jacke schnell wieder an, Kind glücklicherweise noch nicht ausgezogen. Blitzartiger Rückzug. Hoffentlich keine Lärmbelästigung, bloß das Kind ruhighalten.
Schlangengleiche synchrone Bewegungen im Strom zum Ausgang. Sind unbemerkt entkommen. Beinahe wäre uns ein „Auf Wiedersehen“ rausgerutscht, doch ein strenger Blick der Bäckermädels genügt. Nur nicht die Abläufe stören!
Nun, bevor die schlechte Laune hoch, raus oder sonst wie kommt. Schnell die Tochter in die Kita. Will sie ja nicht anstecken. Kaum ist die Kleine glücklich bei ihrem Ole, Gruppe 5, da kommt sie, die schlechte Laune. Wird doch mein Weib, die furchtbar Schreckliche, fragen: „Panda Coffee?“ Hole aus. Werde still. Die Rehaugen. Bin machtlos. Na gut.
Nun bin ich aber in Fahrt, dann soll’n die mich kennenlernen. So ein blöder Name. Stoße die Tür auf. Frage: „Wo ist denn der? “ Schlucke. Da ein kleines Wesen, blond, schüchtern, lächelnd. Freundliches Hallo. Toll, schlechte Laune wieder weg. Sage auch Freundliches zur Begrüßung. Heut klappt auch gar nichts. Aber es riecht nach Kaffee, so unsagbar lecker nach Kaffee. Die Venen brüllen, nehme sofort einen Espresso. Das ist der Test. Fabelhaft. Der Espresso: bestanden. Ach was: sehr gut. Ausgezeichnet.
Haben jetzt Zeit und Hunger. System ist einfach. Zum Bestellen aufstehen, serviert wird am Tisch. Es gibt ein paar gebackene Dinge und Brötchen. Frage, ob es noch was Warmes gibt. Gibt es: Brötchen. Toll. Freundliche Frage, ob groß oder klein, verwirrt mich. Groß oder klein? Belegt zum Warmessen? Mediterran? Schaue eine Weile. Sieht wenig aus, umso leckerer. Nehme klein, kann ja noch eins nehmen wenn’s schmeckt. Schmeckt fabelhaft, nehme sofort noch eins und noch mehrere Espressi. Wunderbar. Ich liebe Einfachheit. Brötchen und Kaffee. Und wo ist nun der Panda? Und warum heißt ein wunderbarer Ort so wunderlich? Und warum höre ich nicht auf mein Weib?
Coffee vs. Café
Panda Lehmann
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