Die Senoirunde
An einem Sonntag im März gehe ich dann mit meinem noch dünnen Traumtagebuch zum Yogazentrum, wo mich neben Uwe zwei junge Frauen und zwei Filmemacher erwarten, die eine Dokumentation über das Klarträumen planen und mir die Gelegenheit geben, Uwe spontan vor der Kamera zu interviewen. Bevor es losgeht, erfahre ich, dass sich der Begriff „Senoirunde“ auf einen malayischen Stamm mit ausgeprägter Klartraumkultur bezieht. Die Senoi sollen sich täglich zusammengesetzt und über ihre Träume gesprochen haben. Psychische Krankheiten, Gewalt und Kriege waren ihnen unbekannt, bis sie irgendwann ausgerottet wurden. Wissenschaftlich wasserdicht belegt ist das mit den Senoi nicht, aber vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig. Die Senoirunde beginnt damit, dass alle Teilnehmer von einem kürzlich erlebten Traum berichten. Durch geschicktes Nachfragen bringt Uwe etwas Licht ins Dunkel und hilft dabei, Erklärungen für die Träume zu finden. Ich bin beruhigt, dass die anderen Teilnehmer auch nichts Schlaueres träumen als ich und finde das Gespräch erstaunlich spannend. Vielleicht schreibe ich auch weiterhin ein Traumtagebuch, mal schauen.Das Interview
Im Interview habe ich die Gelegenheit, Uwe näher kennenzulernen und nachzufragen, wie es dazu kam, dass das Träumen für ihn so wichtig wurde, dass er seinen Job als Steuerfachangestellter an den Nagel hängte und sich für ein Psychologiestudium an der HU Berlin einschrieb, um sich fortan der wissenschaftlichen Untersuchung des Träumens zu widmen. Uwes Exfreundin rief eines Abends an und wies ihn auf eine Arte-Dokumentation hin, die im Fernsehprogramm angekündigt wurde. Dieser Film stellte Uwes Leben auf den Kopf. Die Idee, zu erlernen, die eigenen Träume bewusst zu steuern, faszinierte ihn sofort. Insbesondere der Begriff „Oneironaut“ traf ihn wie ein Blitz. Ein Oneironaut, ein Traumreisender, wollte er auch werden und zwar sofort. Auf mein Nachfragen erklärte mir Uwe, dass es gar nicht so einfach ist, in Berlin eine Senoirunde mit festen Teilnehmern zu etablieren. Aber er ist sicher, dass sich immer mehr Menschen darüber bewusst werden, wie gut es ist, sich mit Träumen zu beschäftigen. Wer sich mit dem Unbewussten befasst, es durch luzide Träume vielleicht sogar bewusst steuert, wird achtsamer, selbstbewusster und stärker. Träumen, das wünscht sich Uwe, wird bald so populär sein wie Yoga. Wenn sich in ein paar Jahren vielleicht sogar die Kinder in der Schule über ihre Träume austauschen, wird die Welt ein ganzes Stück besser, davon ist der Oneironaut fest überzeugt.Wer sich fragt, was seine Träume bedeuten, mehr über das Klarträumen, die Senoi oder das Potenzial des Träumens erfahren will, informiert sich auf der Seite von Uwe oder kommt am besten mit seinem Traumtagebuch zur Senoirunde im Yogazentrum Friedrichshagen vorbei.