Mir ist kalt. Verdammt kalt. Kein Wunder, ich stehe hier auch ganz ohne was an in meinem Keller. Doch es geht nicht anders, da man bei einer Reise durch die Zeit leider nichts mitnehmen kann. Und Keller ist auch wichtig, denn es ist ganz schlecht, wenn man z.B. plötzlich nackt in einem Zimmer des englischen Hofes auftaucht, auch wenn es anno 1660 ist. Da ist man schnell für immer im Tower verschwunden oder – noch ungünstiger – verliert seinen Kopf. So aber komme ich in irgendeinem unterirdischen Vorratsraum an, und da hab ich noch jedes Mal etwas Zeitgemäßes zum Überwerfen gefunden.
Falls ihr euch fragt, wie ich durch die Zeit reise: Das hat auch mit meinem Keller zu tun. Vor einigen Monaten fand ich in selbigem einen kleinen schwarzen Koffer und darin einen seltsamen Filmprojektor. Statt eines Zählwerkes für die abgespielten Filmmeter hatte er ein kleines Rädchen, mit dem man verschiedene Jahreszahlen einstellen konnte.
Was passierte, als ich den Projektor gleich im Keller ausprobierte, erzähle ich ein anderes Mal, dazu reicht der Platz jetzt nicht. Und wie das alles genau funktioniert, werde ich wohl nie verstehen. A aber eines wurde mir schnell klar: Film ist nicht nur Unterhaltung auf unterschiedlichstem Niveau, Film ist auch immer eine Reise in die unterschiedlichsten Zeiten. Diesmal also England 1660. Ich will versuchen, in den Dunstkreis des 2. Earl von Rochester zu kommen. Die Idee kam mir, als ich den neuen Film mit Johnny Depp gesehen habe – den ich hiermit empfehle: „The Libertine“. Johnny spielt eben diesen Earl so genial, den muss ich aus der Nähe sehen. Nicht unbedingt, wenn er mit 33 syphilitisch auseinanderfällt, aber ein bisschen früher, da würde ich gern an einer seiner berühmt berüchtigten Theateraufführungen oder an einem seiner legendären Spieleabende (auch Karten spielen, aber nicht nur) teilnehmen.
Bevor ich jedoch in die Welt des Puders, der Perücken und der Korsagen und allem was darunter verborgen ist (Wie ist eigentlich mein Impfstatus?) eintauche, besuche ich die Stadt Wien um 1900. Liegt ja irgendwie auf dem Weg. Dort werde ich mir einen dieser aufregenden Magier ansehen. Vielleicht einen, der Verstorbene zu einem kurzen Gespräch auf die Bühne zaubern kann, so wie Edward Norton in seinem neuesten Film „The Illusionist“. An seiner Seite verzaubern uns Jessica Biel (mit der schönsten Reiterhose seit langem) und Paul Giamatti. Zwischen Wien 1900 und England 1600 spring ich dann noch kurz im 18. und 17. Jahrhundert raus, in guter Erinnerung an die Filme „Vatel“ mit Uma Thurman und Gerard Departieu sowie „Gefärhliche Liebschaften“, wieder mit Uma und außerdem der großartigen Glenn Close, mit John Malkovich, Keanu Reeves und und und... Aber wirklich nur kurz, denn wie sagen wir Zeitreisenden immer: „Verdammt, so viel Reise und so wenig Zeit!“
Also wenn ihr mal wieder unserer modernen Zeit entfliehen wollt oder in noch modernere Zeiten, dann begebt euch doch auch auf eine kleine Zeitreise und seht einen (hoffentlich guten) Film. Aber Achtung, sollte dabei irgendwie eure Haut anfangen zu jucken und zu brennen, nix wie runter mit den Klamotten. Ich hab damals eine lange schmerzhafte Woche gebraucht, um alle Stoffreste aus meinem Körper zu pulen.
Bleibt gesund und schaut mal rein, euer Mathias.
M+M Videothek Bölschestraße
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